Unsere historischen Feldsteinpflasterstraßen sind zum Teil 100 Jahre und mehr alt.
Nicht immer kann man das genaue Alter ermitteln, wenn entsprechende Unterlagen und
Aufzeichnungen fehlen.
Durch den Forum Natursteinpflaster e.V. wird eingeschätzt, dass es im Land Brandenburg
noch etwa 1.500 km historische Feldsteinpflasterstraßen gibt.
Aber was macht sie so interessant ?
Sind es die Steine, mit ihren vielfältigen Formen und Farben aus nordischem Geschiebe ?
Oder sind es die handwerklichen Fähigkeiten der Steinschläger und Steinsetzer,
die die Steine zugerichtet und diese Straßen gepflastert haben ?
Es ist sicher Beides, das Gestein und die Handwerkskunst.
Diese Feldsteinpflasterstraßen gehören zur Kulturlandschaft unseres Landes und sind
Ausdruck des hohen handwerklichen Könnens.
Aber auch an ihnen nagt der Zahn der Zeit. Die Bautechnik zum Zeitpunkt der Herstellung
der Straßen ist nicht immer vergleichbar mit dem heutigen Stand unseres Wissens.
Das betrifft zum Beispiel diejenigen Straßen, die nicht mit wasserdurchlässigen
Tragschichten versehen wurden. Zum Anderen kommt, dass durch nichtfachgerechtes
Schließen von Aufbrüchen erhebliche Schäden entstanden sind.
Wenn wir diese Straßen erhalten und weiter nutzen wollen, dann müssen sie mindestens
befahrbar sein. Das erwarten wir von unseren Straßen.
Was müssen wir also tun ?
Die Straßen müssen saniert werden; aber fachgerecht.
Dennoch heißt sanieren nicht, dass in jedem Fall die Qualität einer neu gebauten Straße
erreicht wird. Das bedeutet, dass verantwortbare Kompromisse eingegangen werden
und darüber auch der Auftraggeber umfassend informiert wird.
Wir müssen in diesem Zusammenhang aber auch die Frage beantworten, wie lange soll
die sanierte Straße halten ?
Wollen wir einen kurzfristigen oder längerfristigen Erfolg haben ? Wie viel Geld ist uns
eine Sanierung wert ?
Die entscheidende Voraussetzung ist, einen erfahrenen Fachmann für solche
Natursteinpflasterarbeiten heranzuziehen. Er hat zunächst die Ursachen für die
vorhandenen Straßenschäden zu ermitteln und erforderlichenfalls
Bodenuntersuchungen durchzuführen oder zu veranlassen.
Danach wird ein Sanierungskonzept erarbeitet. Das Sanierungskonzept beantwortet die
Frage nach den Ursachen der Schäden und wie diese beseitigt werden sollen.
Unterschiedliche Schadensursachen können auch zu unterschiedlichen
Sanierungsmethoden führen. In diesem Zusammenhang ist auch die Nutzung der Straße
einzuschätzen und zu berücksichtigen.
Hier sollen 2 Beispiele für unterschiedliche Schäden und die Sanierungen vorgestellt werden.
1. Beispiel
Eine Dorfstraße, in der durch Aufbrüche Vertiefungen entstanden sind, die in der Folge mit Asphalt verschlossen wurden. Teilweise waren Randsteine verkippt. Es handelt sich um unregelmäßig
geschlagenes Feldsteinpflaster, dass auf fein schluffigem Sand versetzt ist. Der feinschluffige Sand hat eine Wasserdurchlässigkeit von ca. 10 -6 m/s. Die Straße soll zwischen 1935-1940 gebaut worden
sein. Das Pflaster wurde herausgenommen und eine ca. 10 cm grobe Kiesschicht eingebaut.
Die Sanierung ist jetzt über 2 Jahre her und hat sich bisher als erfolgreich gezeigt.
Wo sind die Ursachen zu suchen ?
Die Randsteine sind nicht verdrückt. Die Fahrspuren sind stark eingedrückt, dadurch wurden die Steine in der Fahrbahnmitte hochgedrückt.
Wie kann das passieren ?
Dieses Schadensbild tritt dort auf, wo sich genügend Feuchtigkeit unterhalb des Pflasters angesammelt hat. Dadurch weicht der Boden auf und die Pflasterung wird instabil. Das bedeutet, dass bei
einer Belastung durch das Befahren die Steine sich dahin bewegen, wo Raum ist. Zur Seite können die Steine nicht weichen, da die
Randsteine fest sitzen. Es bleibt dann nur noch der Raum nach oben. So entstand dieses Schadensbild über Jahrzehnte hinweg.
Was kann man im Rahmen einer Sanierung tun ?
In diesem Fall ist eine dauerhafte Sanierung nur durch eine komplette Neupflasterung mit grundhaftem Ausbau möglich. Damit wird eine wasserdurchlässige Tragschicht eingebaut und seitlich
Entwässerungsgräben angelegt. Dadurch kann die Tragschicht entwässern. Das bedeutet auch, dass die Entwässerungsgräben mindestens 50 cm tief sein sollten.
Es ist derzeit auch eine Sanierungsmethode auf dem Markt, die als eine fachgerechte Sanierung bezeichnet wird. In diesem Fall wird durch den Einsatz einer Vibrationswalze das Pflaster so profiliert,
dass die ausgeprägten Fahrspuren und die Erhöhung im Fahrbahnscheitel ausgeglichen werden. Dazu werden die beiderseitigen Bankette für den Niederschlagswasserabfluss bearbeitet und frei gemacht.
Anschließend ist die Pflasterstraße auch mit Pkw wieder befahrbar. Ist diese Sanierungsmethode fachgerecht und dauerhaft ? – nein!
Es ist eine Methode, die kurzfristig einen Erfolg darstellt, aber weder dauerhaft noch fachgerecht ist. Nebenbei hat das auch mit einer denkmalgerechten Sanierung nicht im Geringsten etwas zu
tun.
Begründung:
Kosten von Sanierungsmaßnahmen
Sanierungen nach dem Beispiel 1 oder punktuelle Sanierungen, wie z.B. die Beseitigung von Versackungen/Vertiefungen durch vorhergehende Aufbrüche können nach den vorliegenden Erfahrungen für
50,- bis 70,- €/m 2 von Fachfirmen ausgeführt werden. Die Kosten für ein Sanierungskonzept einschließlich der
Baubegleitung/Bauüberwachung hängen von den Schadensursachen und dem daraus notwendigen Sanierungsaufwand ab. Sie sind in der Regel mit 10 % der angegebenen Aufwendungen je m 2 zu berechnen.
Schlussfolgerungen
Jede Sanierungsmaßnahme ist gründlich und fachgerecht vorzubereiten und auszuführen.
Es ist jede Sanierungsmaßnahme als Einzelfall zu betrachten Dazu bedarf es langjähriger Erfahrungen und ausreichendes Fachwissen. Aus diesem Grunde sollten sich ausschließlich Fachleute damit
beschäftigen.
Prenzlau, Januar 2009
Claus-Peter Spuhn
Dipl.-Ing. (FH)